Dr. Christoph Otte

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Dithmarscher Landesmuseum

Bütjestraße 2–4 | 25704 Meldorf

www.landesmuseum-dithmarschen.de

Teilnehmer MUSEALOG 2017 | 2018

Museumsdorf Cloppenburg

Bether Straße 6 | 49661 Cloppenburg

Kursbuch MUSEALOG 2017 | 2018

MUSEALOG gab mir mein Rüstzeug für’s Museum

Mit Abgabe meiner Doktorarbeit im Spätsommer 2016 begann für mich die für viele Geisteswissenschaftler*innen übliche Odyssee auf der Suche nach einem Arbeitsplatz. Kein leichter Prozess, zumal ich den Großteil meines Studiums in Schottland verbracht hatte und mir nach der Rückkehr in die deutsche Heimat zunächst neue Netzwerke aufbauen musste. Auch beruflich hatte ich mich umorientiert: Die Arbeitsbedingungen an der Universität empfand ich als nicht mehr attraktiv (Stichwort #IchBinHanna). Stattdessen erhoffte ich mir im Museumsbereich ein vielfältigeres Aufgabenfeld an der Schnittstelle zwischen Forschung und Öffentlichkeit.

Jeder und jede, der oder die schon einmal über einen längeren Zeitraum hinweg arbeitssuchend war, kennt sicherlich die mentale Blockade, die sich nach unzähligen erfolglosen Bewerbungen einschleicht. Es herrscht vielleicht keine Perspektivlosigkeit, aber eine Perspektivarmut. Dass ich in dieser Phase auf MUSEALOG aufmerksam geworden bin, verdanke ich einem glücklichen Zufall: Den Tipp erhielt ich nämlich nicht von einem Sachbearbeiter der Agentur für Arbeit, sondern von einem befreundeten Archäologen, der wiederum MUSEALOG-Absolventinnen im Freundeskreis hatte. Mein Appell an dieser Stelle: Redet viel, und mit vielen, über MUSEALOG! Es könnte für andere arbeitssuchende Akademiker*innen eine wichtige Weichenstellung für ihre Zukunft werden. Mit Beginn der MUSEALOG-Zeit war der Bann der Perspektivarmut sofort gebrochen. Schon die ersten Wochen warteten mit einer Vielzahl an Eindrücken und vielfältigem Input auf, sei es bei der Arbeit am eigenen Museumsprojekt, bei der Teilnahme an den Grundlagenseminaren oder beim angeregten Austausch mit den arbeitssuchenden „Leidensgenossen“. Dabei versteht es das Team rund um Dirk Heisig und Heiko Neumann, eine angenehme und freundliche Atmosphäre zu schaffen, in der die Teilnehmer*innen nicht nur die Inhalte des MUSEALOG-Curriculums mitnehmen, sondern voneinander lernen, sich Tipps geben und sich vernetzen. Viele meiner damals entstandenen Bekannt- und Freundschaften bestehen noch heute – einige haben mich auch beim Korrekturlesen dieses Textes unterstützt. Nicht unterschätzen sollte man, dass wir – ich spreche vor allem für meine Co-MUSEALOG*innen im Museumsdorf Cloppenburg – die ganze Zeit über als Kolleg*innen wahrgenommen wurden. Daraus ergab sich auch ein hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit bei der Entwicklung und Durchführung unserer Projekte. In meinem Projekt am Museumsdorf bin ich der Frage nachgegangen, wie die Baugeschichte der dorthin translozierten Häuser anhand von 3-D-Modellen und Animationen vermittelt werden kann. Mit einer ähnlich gearteten Fragestellung hatte ich mich schon früher befasst: Berührungsängste mit 3-D-Software mussten also nicht überwunden werden. MUSEALOG und das Museumsdorf boten mir nun aber die Gelegenheit einer konkreten musealen Anwendung und statteten mich mit dem benötigten Material (Aufmaße, Literatur etc.) aus.

Auch jenseits dieses selbst gewählten Schwerpunkts hat mir MUSEALOG vieles an die Hand gegeben, von dem ich noch heute profitiere. Bewusst wird in der Museumsakademie nicht nur auf die fachliche Seite geschaut, auch wenn diese mit einer Vielzahl an Seminaren zu Sammlungsmanagement, Ausstellungsgestaltung oder präventiver Konservierung nicht zu kurz kommt. Anders als in den universitären Studiengängen, die ich so kenne, werden zusätzlich auch die Werkzeuge vermittelt, mit denen sich der Büro- und Museumsalltag leichter, zeitsparender und zeitgemäßer bewältigen lässt. Das fängt bei den Feinheiten der Microsoft Office-Suite an und geht über die Einführung in Adobe Photoshop und InDesign bis zu den Grundlagen in der Web-Entwicklung mit HTML und CSS. Damit ist das in der Museumsakademie erworbene Wissen nicht nur eine theoretische Grundlage, sondern auch praxistauglich.

Im Frühjahr 2018 habe ich mich aus MUSEALOG heraus erfolgreich auf eine Stelle als wissenschaftlicher Volontär am Dithmarscher Landesmuseum in Meldorf beworben. Neben meiner allgemeinen fachlichen Qualifikation überzeugte auch die Marke „MUSEALOG“ im Lebenslauf – man hatte dort schon gute Erfahrungen mit einigen Absolventen sammeln können. Zwei Jahre später, am Ende des Volontariats, kam ich in die glückliche Position, dass meine Stelle entfristet wurde und ich eine feste Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter bekam. Die im Rahmen meines Projektes in Cloppenburg gesammelten Erfahrungen konnte ich hier bereits anwenden. Unter anderem habe ich für die Ausstellungsplanung dreidimensionale Raummodelle erstellt und die Erfassung der kompletten Dauerausstellung als 3-D-Scan initiiert. Mittlerweile arbeite ich seit mehreren Jahren am Dithmarscher Landesmuseum und sehe rückblickend viele fachliche und methodische Stolperfallen, die mir dank MUSEALOG erspart geblieben sind.

Auf dem aktuellen Arbeitsmarkt eine Stelle in einer geistes- und kulturwissenschaftlichen Position zu bekommen, hat, nach der fachlichen Qualifikation, die man sich an der Universität erarbeitet, viel mit dem notwendigen Quäntchen Glück zu tun. Das Rüstzeug, das MUSEALOG seinen Absolvent*innen mit auf den Weg gibt, kommt ihnen über die fachliche Ebene hinaus in vielen Bereichen zugute und war schon für viele ein Teil dieses Quäntchens Glück.

Dr. Christoph Otte, November 2022